Dunkler Frühling
Theater Neumarkt, Zürich / based on the Novel by Unica Zürn. directed by Yana Eva Thönnes
Direction Yana Eva Thönnes / Stage Design Dominic Huber / Costume Design Katharina Pia Schütz / Music Marina Mello / Dramaturgy Tine Milz / Regieassistenz: Sophia Senn / Ausstattungsassistenz: Noé Wetter / Regieassistenz / Mitarbeit Musik: Paul Grimshaw
with David Attenberger, Challenge Gumbodete, Melina Pyschny, Claire Vivianne Sobottke
In dem Bühnenstück «Dunkler Frühling» imaginiert sich das 12-Jährige Mädchen die Trauerzeremonie nach ihrem Suizid: Angehörige und Freund:innen kommen zur Beerdigung zusammen, vermissen und erinnern sie, versuchen zu verstehen:
Wie konnte es dazu kommen? Wer war ihr nahe und wie? Wer hat sie wirklich gekannt? Wie wollen wir sie erinnern? War ihr Schmerz nicht zu spüren? Wäre ihr Suizid zu verhindern gewesen? Wer ist schuld? Oder sind das die falschen Fragen?
Zwischen Erinnerungen, Anekdoten und Erklärungsansätzen wanken die Mutter, der Vater, die besten Freundinnen, der Bruder und der Angebetete wie durch einen Fiebertraum. Sie begeben sich in die Welt des Mädchens, in die vermeintlich unschuldigen Kinderspiele, die ersten sexuellen Phantasien und Begierden und versuchen sich an einer Rekonstruktion der Ereignisse, bis die Schöpferin des Mädchens selbst erscheint.
Unica Zürns Leben war ein Seiltanz zwischen Begierde und Abgrund. Lange galt sie als Geheimtipp. Ihr autobiographisch geprägter Kultroman «Dunkler Frühling» von 1967 wird nun im Frühling 2024 von Yana Eva Thönnes & Team wiederentdeckt.
«Diese Wiederentdeckung ist ein Glück! Die Bühne dazu ist pervers-perfide: Fleischfarbene Volants und Rüschen, halb Bordell, halb bürgerlicher Edelkitsch. Verstörend ist viel zu klein, um den Eindruck zu beschreiben, den «Dunkler Frühling» in der Regie der rabiat stilisierenden Handschrift von Yana Eva Thönnes hinterlässt. Am anderen Morgen greift man zu einem Buch von Unica Zürn. Ist sie einmal unter der Haut, kommt man von ihr so leicht nicht wieder los.» Bühnenradar AZ Medien
“Die Inszenierung entwickelt sich in einem surrealistischen Setting. In einer Sprache, die ohne Pathos das Grauen heraufbeschwört und mit einer Bewegungschoreografie, die zwischen kindlichen Gesten und neurotischem Zwang schwankt. Das ist eindrücklich. Fazit: Ein kluger und unaufdringlicher Umgang mit Unica Zürns Text. Eine Wiederentdeckung, die sich lohnt.” Schweizer Radio Kultur
“Allein die Bühne (Dominic Huber) könnte aus einem David-Lynch-Film stammen. (…) Dem Nicht-Zeigbaren wird auch für etwa zehn Minuten Raum geboten, als nach kurzem Blackout die Bühne leergefegt nur von einem Elektroremix bespielt wird. Es ist dieses Abhorchen einer dunklen Seele, das Sichverlassen auf einen unfassbaren Text und dessen Echo in den Körpern, das das Besondere dieses Abends ausmacht. Das Echte ist mit Zürns Geschichte gegeben; auf der Bühne wird den Schatten nachgespürt und dem Unwirklichen Raum gegeben, statt das Unbegreifliche nachvollziehen zu wollen.” Nachtkritik
Photos by DH, Philip Frowein